[DE] Haben Sie die Aufschieberitis?

Vielleicht kommt Ihnen die folgende Situation bekannt vor? Sie sollen eine Präsentation vorbereiten und Sie haben, dank der Methoden, die Sie aus früheren Beiträgen anwenden, die Motivation, sowohl freie Kapazität und genügend Zeit, diese Aufgabe bis zur Dead-Line umzusetzen. Sie starten optimistisch und denken sich: Eigentlich ist noch so viel Zeit und entscheiden, mit dem Start der Präsentation nicht sofort, sondern zu einem späteren Zeitpunkt zu beginnen.

Am Tag des Starts, den Sie für die Recherche Ihrer Präsentation eingeplant haben, finden Sie heraus, dass Wikipedia noch so mehr spannende Themen, die aber überhaupt nichts mit Ihrer Aufgabe zu tun haben, bereitstellt. Natürlich beschliessen Sie dem investigativ nachzugehen - Ihre Dead-Line ist ja noch in ferner Zukunft. Die Tage und Wochen vergehen - Sie haben immer noch nicht damit begonnen - bis, ja, bis der grosse Knall bevorsteht. Sie haben nur noch 2 Tage Zeit. Sie bekommen Stress, schlafen nicht mehr, weil Sie Ihre gesamte Energie für die Präsentation einsetzen müssen und die, wie aus dem Nichts zu erscheinen kommt.

Irgendwie schaffen Sie es dann mit "Ach und Krach", die Dead-Line zu halten. Und Sie geben sich selbst das Versprechen, es beim nächsten Mal besser zu machen. Sicherlich können Sie sich den tragisch komischen Verlauf des "nächsten mal" vorstellen.

Im Idealfall kommt Ihnen die geschilderte Situation vollkommen fremd vor. Perfekt - der Artikel ist für Sie schon zu Ende. Leider kennen auch viele Menschen das, was man als "Aufschieberitis", oder den englischen Begriff "Procrastination" bezeichnet.

Und meistens fühlen sich die Betroffenen sehr schlecht dabei, da man sich selbst immer und immer wieder vom eigentlichen Thema ablenkt.

Wikipedia hat folgende Erklärung auf Lager:

Prokrastination bezeichnet ein Verhalten, das dadurch gekennzeichnet ist, dass Aufgaben trotz vorhandener Gelegenheiten und Fähigkeiten entweder nicht oder erst nach sehr langer Zeit und dabei oft zu spät erledigt werden. Stattdessen werden häufig Alternativtätigkeiten ausgeführt, die relativ angenehmer sind und/oder unmittelbare Verstärkung ermöglichen (z. B. Putzen). Es führt zu subjektivem Leiden, da die Betroffenen ihre Aufgaben gar nicht oder nur unter sehr großen Mühen fertigstellen.

Das Verhalten tritt insbesondere dann zutage, wenn die Bedingungen zur Zielerreichung wenig konkret sind, aber auch, wenn die Aufgabe als besonders groß oder aus anderen Gründen als besonders unangenehm (aversiv) wahrgenommen wird.

Dass bedeutet, dass, obwohl man die Fähigkeit besitzt und Zeit hat, die Aufgabe zu erledigen, der Umfang zu komplex oder unklar ist. "Erstelle Präsentation" gibt Ihnen zwar vor, was das Ergebnis ist und an welchem Tag sie abgeschlossen sein muss - doch stecken viele kleine Unter-Aufgaben dahinter.

Um welches Thema handelt es sich? Woher bekomme ich die notwendigen Informationen? Gibt es gute Bücher, oder kennen Sie einen Fachmann für einen mündlichen Austausch? Welche Form der Präsentation wählen Sie und welchen Stil zur Präsentation wählen Sie? Und so weiter und so fort.

Neben der "Aufschieberitis" hört man immer wieder die Wehklagen von Menschen, die beruflich chronisch überlastet sind. Und dies, obwohl Sie Ihre Aufgaben in einem ToDo-List Manager organisieren.

Gibt es zwischen der "Aufschieberitis" und den dauerhaft Ausgelasteten möglicherweise auch einen Zusammenhang?

Sicherlich ist ein "Procrastinator" aus psychologischer Sicht interessanter, da verschiedene Umstände zu dem Verhalten führen können. Und gleichzeitig gibt es generelle Lösungsansätze für beide Typen.

  1. Planen Sie in kleinen Schritten Unterteilen Sie Projekte oder komplexere Aufgaben in klare und konkrete Aktionen. Die Bearbeitung solcher Unter-Aufgaben ist immer noch zielführender, als nichts zu tun.

  2. Klären Sie, was genau zu tun ist Oftmals sind Aufgaben und Anforderungen unklar formuliert, oder Sie benötigen noch weitere Informationen, um den Sachverhalt vollkommen zu verstehen. Nutzen Sie auch hier die Technik von Punkt 1. Planen Sie eine Aufgabe, in der Sie sich Zeit zur Recherche nehmen. Ist dann alles klar, unterteilen Sie die Haupt-Aufgabe in kleine Teilaufgaben

  3. Nutzen Sie Ihren Biorhythmus Oftmals zögert man Aufgaben anzugehen, wenn einem nicht der Energiehaushalt zur Verfügung steht, der notwendig ist. Vielleicht fühlen Sie sich nach dem Mittagessen zu müde, um die Aufgabe anzugehen. Hören Sie auf Ihren eigenen Biorhythmus - Sie sind ein Morgen-Mensch? Dann planen Sie komplexe Aufgaben für den Vormittag ein. Achten Sie auch auf Ihre Ernährung - schweres Essen zum Mittag lässt Sie schnell ermüden und in ein Loch fallen. Die Wahrscheinlichkeit sinkt, dass Sie sich motivieren können.

  4. Power-Napping Ein kurzer Power-Napp kann Ihnen einen richtigen Energie-Boost geben. Sie fühlen sich anschliessend fit und energiegeladen.

  5. Straffen Sie Ihren ToDo-List Manager

    Viele Menschen nutzen zur Aufgabenplanung einen ToDo-List Manager. Leider planen Sie sich selbst zu viele Aufgaben für den Tag ein, die Sie erledigen wollen. Das Problem aber an einer langen Liste von To-Dos ist, dass schon der Anblick einer solchen Liste zu einem Gefühl der Überwältigung führen kann und Sie schon beim Betrachten der Liste davon ablenkt, überhaupt damit zu starten. Reduzieren Sie daher die Anzahl der Aufgaben zwischen 8 und 10 Aufgaben am Tag.

    Mit dieser Anzahl Aufgaben sollten Sie sowohl Ihre Projekte Schritt für Schritt vorantreiben können, als auch die täglichen Störquellen (dringende Aufgaben für Ihren Vorgesetzten, Feuerwehrübungen etc.) abzufangen. Tägliche Routineaufgaben sollten allerdings nicht Bestandteil der 10 Tagesaufgaben sein.

  6. Blockieren Sie sich Zeit Damit Sie Ihre 8-10 Aufgaben am Tag konzentriert und effizient angehen können, empfiehlt es sich, Zeiten in Ihrem Kalender zu blocken. Das kann eine oder zwei Stunden am Vormittag und/oder am Nachmittag sein. Reduzieren Sie die Störquellen innerhalb dieser Fenster auf ein Minimum. Und schalten Sie in dieser Zeit Ihr Smartphone ab.

  7. Lernen Sie Prioritäten zu setzen Mit der Methode, mit der Sie am Vortag 10 Aufgaben (2 + 8 Prioritätenplanung) für den nächsten Tag bestimmen, zwingt Sie, Prioritäten zu setzen. Wir alle haben eine Menge Dinge im Kopf, die wir jeden Tag gerne tun würden, aber wir haben nur 24 Stunden Zeit, um sie zu erledigen. Und wir können nicht alles auf einmal machen. Wenn Sie sich auf nur 10 sinnvolle Aufgaben pro Tag beschränken, werden Sie gezwungen, darüber nachzudenken, welche der Aufgaben, die Sie zu erledigen haben, die größten positiven Auswirkungen auf Ihren Tag und Ihre aktiven Projekte haben werden. Planen Sie 2 Aufgaben die, komme was wolle, unbedingt umgesetzt werden müssen. Planen Sie sich 8 Projektaufgaben ein, die Ihnen helfen, Ihre Projekte voranzutreiben.

Mit den oben beschriebenen Punkten können Sie die "Aufschiberitis" angehen. Sie werden sehen, dass diese kleinen Schritte über einen längeren Zeitraum den Erfolg haben, den Sie sich wünschen.